Donnerstag, 23. Februar 2017

Rezension zu „Zapfig“

Nathalie ist mit ihren Freundinnen aus der Brauerei auf ihrem Junggesellinnenabend. Feucht fröhlich geht es zu. Doch als sie nachts nach Hause kommt, fällt sie um und ist tot. Dies ruft Kommissar Joe Lederer und die Gerichtsmedizinerin Dr. Sofie Rosenhuth auf den Plan. Jetzt wird erst einmal in der Freundinnenrunde ermittelt. Dabei stellt sich heraus, dass diese Nathalie alles andere als beliebt war.

Sofie und Joe haben aber auch noch andere Probleme. Ihres Zeichens Ex-Ehepaar und Wiederholungstäter sind sie auf der Suche nach einer gemeinsamen Wohnung. Schön mitten in ihrer Suche findet man dann auch noch Frau Uschi Roßhaupter in einem Braukessel schwimmen. Sie war die Chefin und Schwiegermutter in Spe und konnte Nathalie auch nicht so richtig leiden.

„Zapfig“ ist ein Krimi und der vierte Fall für Dr. Sofie Rosenhuth aus der Feder der Autorin Felicitas Gruber.

Bei diesem Werk weiß ich überhaupt nicht, wo ich anfangen soll. Ich fange am besten mit den positiven Punkten an. Das Cover ist schon einmal ein Hingucker. Der erschossene Hahn lässt Humor im Buch vermuten. Der Schreibstil an sich ist auch flott und lässt sich, bis auf die Gespräche, sehr gut lesen. Und das war es auch an positivem, was ich dem Buch abgewinnen konnte.

Das Cover und die Inhaltsangabe passen schon einmal nicht zum Inhalt. Auf dem Cover sind mehr Einschüsse zu sehen, als im kompletten Buch abgegeben werden. Der Titel „Kalte Sofie“ passt hier überhaupt nicht, da der Eisberg im Buch ihre Chefin Dr. Falk ist. Laut Inhaltsangabe ist Frau Uschi Roßhaupter die Nummer eins unter den Verdächtigen. Eigentlich hat keiner in dem Buch einen Verdächtigen, bis sich die Sache fast von selbst geklärt hat.

Wie schon erwähnt, ist der Schreibstil in so weit in Ordnung. Ich mag auch Regional Krimis sehr gerne, gerade wenn eine Person dann Dialekt spricht. Das lockert die Bücher immer sehr schön auf. Wenn aber 80% der Gespräche bayrischer Dialekt sind, man Teile davon nicht versteht, ist dies sehr müßig und macht keinen Spaß mehr. Außerdem bremst dies den Lesefluss sehr ein.

Die Protagonisten waren weder sympathisch, noch sonst irgendwie herzlich.

Sofie empfand ich als komplettes Dummchen. Sofie kann nicht bügeln, nicht kochen, nicht einmal eine Suppe warm machen. Sie ist eigentlich zu dumm für alles. Man könnte meinen, zum Glück hat sie ihren Beruf im Griff. Wenn dann allerdings ständig die Chefin Frau Dr. Falk die Arbeit erledigt, könnten einem auch hier Bedenken kommen.

Joe ist über die Maßen eifersüchtig. Und warum er, nach dem sie verheiratet waren, dann geschieden, wieder mit Sofie zusammen ziehen will, ist mir ein Rätsel. Vor allem, weil er sie alle fünf Minuten mit ihr zu streiten anfangen muss.

Vom Rest der Truppe rede ich erst gar nicht.

Der Krimi bestand für mich aus 85% Privatleben, 10% Unnötiges, 5% Mord und 0% Ermittlung. Der Großteil des Romans geht schlichtweg für die Suche nach einer passenden Wohnung für die beiden Turteltauben drauf. Was mich als Leser eines Krimis überhaupt nicht interessiert. Dann kommen noch die anderen vielen Kleinigkeiten hinzu, wie der Besuch der Tante in der Reha. Informationswert gleich Null.

Schlimm für mich war auch, dass in dem Roman ziemlich alle neuen Klischees abgearbeitet werden mussten. Verkorkste Beamte, Liebe und Unstimmigkeiten und dann das große neue Thema: Flüchtlinge und rechte Gewalt. Sorry, mir ist es wirklich unschlüssig, was das in diesem Roman zu suchen hatte.

Durch all diese Ereignisse, die bis zum Erbrechen ausgeschöpft wurden, verschwand der Krimi fast komplett.

Ein Mord, alle „Freundinnen“ wurden vernommen, abgehandelt auf ein paar wenige Seiten. Dann kam wieder alles Mögliche, was ich nicht wissen wollte. Dann, oh Schreck, der zweite Mord! Es wurden wieder die gleichen Personen ohne Ergebnis befragt … und so zog sich das durch den kompletten Roman. Es wurde schlichtweg keinen Deut ermittelt. Das Buch war einfach ein Graus vom Anfang bis zum Ende hin. Das typisch für Autoren, die eigentlich keinen Krimi schreiben wollten, denn so erscheint es mir, mit lautem Knall kommt. Die einfachste Lösung der Welt, obwohl nichts wirklich bewiesen wurde. Wobei der letzte Punkt für die Ermittler nicht einmal mehr relevant war, denn das klärte sich dann unter anderen Umständen auf.

Für mich war dieser „Krimi“ einfach nur verschwendete Lesezeit.


1 / 5 Sterne


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